Draußen wird geschossen. Drinnen liegen die Vorschulkinder auf dem Boden und singen „Häschen hau ab“: Im Armenviertel von Chiles Hauptstadt Santiago de Chile spielen sich dramatische Szenen vor dem Kindernothilfe-Partnerprojekt „La Victoria“ ab. Nur durch die Geistesgegenwart und den Mut der Betreuerinnen kommen die Mädchen und Jungen unbeschadet davon. Und die Kindertagesstätte verdient einmal mehr ihrem Beinamen „Ort der Zuflucht und der Hoffnung“.
Chiles Kinderarbeiter in Zeiten der Pandemie
Phasen globaler Krisen waren schon immer ganz schlechte Zeiten für Kinderrechte. Die dramatisch gestiegene Zahl an Kinderarbeiter:innen ist nur ein Indiz dafür. Die spürbare Verschlechterung ihres Alltags ein weiteres. Denn dass Familien auf die informellen Arbeit ihrer Töchter und Söhne angewiesen sind, war schon vor Corona der Fall. Doch mit dem Wegfallen der Schulen als zumindest temporären Schutzräumen müssen die rund 160 Millionen arbeitenden Mädchen und Jungen jetzt länger und vielfach unter schlechteren Bedingungen arbeiten. Dadurch ist ihr Recht auf Bildung ist stärker gefährdet als zuvor. Genauso wie ihre Zukunft.
Chiles große „Reiñma“: die Familie der Mapuche
Die Mapuche sind die größte indigene Volksgruppe und gleichzeitig ethnische Minderheit in Chile. Aber ihre Rechte werden systematisch missachtet, und sie sind Diskriminierung, Ausgrenzung und Vorurteilen ausgesetzt. Wenig verwunderlich, dass vor allem die in der Großstadt lebenden jüngeren Generationen die eigene Identität zu verleugnen begannen (z.B. durch die Änderung des Namens). Zunehmend verdrängten sie kulturelle Traditionen, Werte und gar die eigene Sprache Mapudungun. Erst seit einigen Jahren besinnen sie sich wieder auf die eigene Kultur und Identität, um sich so gegenseitig zu unterstützen. Gerade in Zeiten der Covid-19-Pandemie ist dies von entscheidender Bedeutung.
Referendum: Chile zwischen Hoffnung und Ernüchterung
Gerade einmal anderthalb Monate ist es her – das chilenische Referendum. Knapp 80 Prozent der Wahlberechtigten stimmten damals für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung. Für viele Menschen in Chile war das ein intensiver und historischer Moment, voller Hoffnung und Enthusiasmus – mitten in einem von der Pandemie geschwächten Land. Doch der Optimismus der Bevölkerung schlägt langsam um in Ernüchterung. Denn ihnen allen ist klar: Der steilste Teil des Weges steht ihnen noch bevor. weiterlesen
Chile vor der wichtigsten Entscheidung seit 1988
Fast 15 Millionen wahlberechtigte Chileninnen und Chilenen stehen an diesem Sonntag vor der wohl wichtigsten Entscheidung seit dem legendären Plebiszit vom 5. Oktober 1988. Damals ging es um die Frage, ob Diktator Pinochet weitere neun Jahre uneingeschränkt herrschen kann – oder stattdessen ein demokratischer Übergangsprozess eingeleitet wird. Zur Überraschung des Regimes gewann das „No“. Die Militärs mussten abtreten. Jetzt – 32 Jahre später – steht die Entscheidung in Chile darüber an, die von dem Pinochet-Regime 1980 oktroyierte Verfassung mit ihren starren, autoritären Korsettstangen – kombiniert mit einem ultra-neoliberalen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell – endlich überwinden zu können.