Schulschließungen, steigende häusliche Gewalt, wachsende Armut und Zunahme der Zeit, die Kinder und Jugendliche online verbringen: Die Risiken für Mädchen und Jungen sind durch die COVID-19-Pandemie und ihre Folgen extrem gestiegen. Gerade die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen hat stark zugenommen. Auch und besonders im Tourismus. Die Initiative #GemeinsamfürKinderschutz gibt Urlauber:innen jetzt die Möglichkeit, selbst gegen diese schlimme Kinderrechtsverletzung aktiv zu werden. Denn es braucht mehr Kinderschutz im Tourismus.
Touristenattraktionen
Länder wie Peru, die Philippinen oder Brasilien zählen zu beliebten Urlaubsdestinationen. Jetzt, da Reisen wieder möglich ist, zieht es Menschen zur Inka-Ruinenstadt Machu Pichu in den peruanischen Anden, zur Hinagdanan-Höhle auf der Insel Panglao in der philippinischen Provinz Bohol und zur Catedral Metropolitana in Brasilia. Whalewatching auf dem philippinischen Loboc River, Wandern in den peruanischen Regenbogenbergen oder Sightseeing im alten Viertel Pelourinho von Brasiliens erster Hauptstadt Salvador da Bahia sind faszinierende Touristenattraktionen. Und machen unsere Projektländer im Globalen Süden zu Hotspots für Urlauber:innen.
Gefahrenzonen
Für viele Mädchen und Jungen aber, die in Peru, auf den Philippinen oder in Brasilien leben, sind sie Orte der Ausbeutung. Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche in jenen Gegenden, in denen die Einkommensunterschiede von Reisenden und der lokalen Bevölkerung weit auseinanderklaffen. Für ein paar Dollar werden sie dort in ihrem elementaren Kinderrecht auf Schutz verletzt. Neben Kinderarbeit sind sexueller Missbrauch und speziell die Online-Ausbeutung von Minderjährigen während der Pandemie bedingten Lockdowns weltweit stark gestiegen. „Durch äußere Umstände wie Armut, häusliche Gewalt, falsche Versprechungen, Erpressung oder Drohungen werden sie in diesen „Sektor“ hineingedrängt. Die Mädchen und Jungen erleiden dadurch schwerwiegende gesundheitliche, psychische und soziale Schäden.“ (ECPAT)
Kinderschutz im Tourismus
Diese Art der Misshandlung von Kindern findet auch im Zusammenhang mit Reisen und Tourismus statt: Auf privaten und geschäftlichen Reisen, auf Kultur- und Abenteuerfahrten, im Bade- und Campingurlaub. Täter:innen nutzen touristische Infrastrukturen, die Art der Ausbeutung erfolgt dann auf unterschiedlichste Weise. Allen gemein ist, dass es sich um eine schwere Kinderrechtsverletzung handelt. Der mit verstärktem Kinderschutz im Toursimus begegnet werden muss!
Ein Blick nach Peru
In Peru waren die Schulen Pandemie bedingt zwei Jahre lang geschlossen. Der Unterricht wurde in den meisten Fällen auf Homeschooling umgestellt. Trotzdem stieg die Anzahl der Kinder, die die Schule in der Primärstufe abbrachen, bis Juli 2020 von 1,3 % auf 3,5 % (128.000 Schüler:innen) und in der Sekundarstufe von 3,5 % auf 4 % (102.000 Schüler:innen) an. 75,2% gaben als Grund wirtschaftliche, 12,3% familiäre Probleme an.
Durch die finanziell erschwerten Situationen in vielen Familien bedeuteten der Wegfall von Schulbesuch und Bildungszugang ein stark erhöhtes Risiko für die Mädchen und Jungen in Ausbeutungsverhältnisse zu geraten.
Die Situation auf den Philippinen
Berichte und Studien (z. B. IJM) zeigen, dass Eltern, die durch die Pandemie ihren Job verloren haben, jetzt zum Teil ihre Kinder online zur sexuellen Ausbeutung anbieten, z. B. über Livestreams. Denn Armut ist eine der größten Ursachen für sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Jungen.
Das Department of Justice meldete im Jahr 2020 insgesamt 202.605 Fälle von sexueller Ausbeutung von Kindern online. Das ist ein Anstieg von 265 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch die finanziellen Transaktionen, die mit der sexuellen Ausbeutung von Kindern online in Verbindung stehen, haben deutlich zugenommen. Denn aufgrund von Reiserestriktionen haben Täter:innen ihren Modus Operandi verändert und nutzen vermehrt das Internet zu Ausbeutungszwecken.
Ein Abstecher nach Brasilien
Das chaotische Corona-Krisenmanagement hat zu einer prekären sanitären, sozialen und wirtschaftlichen Situation speziell der unteren Einkommensschichten geführt. In weiterer Folge werden immer mehr Mädchen und Buben in einer Art „Drive Through“ zur sexuellen Ausbeutung angeboten. Offizielle Stellen verzeichnen einen deutlichen Anstieg von Kindermissbrauchsfällen.
Kinderschutz im Tourismus ist Urlauber:innen wichtig
Dabei hat eine aktuelle Umfrage von ECPAT International ergeben, dass vor allem „jüngere Reisende beginnen, auf Nachhaltigkeit und die Einhaltung von Menschenrechten Wert zu legen. Der Schutz von Kindern vor (sexueller) Ausbeutung ist für sie ebenso Teil nachhaltigen Reisens wie Umweltschutz.“ Dazu kann jede:r Urlauber:in selbst einen aktiven Beitrag leisten. Wer auf seiner Reise etwas Verdächtiges beobachtet, kann es auf www.nicht-wegsehen.net melden. So können diese Urlaubs-Paradiese auch zu einem sicheren Ort für die Kinder und Jugendlichen werden, die dort zu Hause sind.