Fatima: Bleib stark und kämpfe für dein Leben

Wie geht es einer jungen Frau, die aus ihrer Heimat Afghanistan geflüchtet ist? Die als alleinerziehende Mutter auf der griechischen Insel Lesbos lange in dem Horrorcamp Moria gelebt hat? Die dann mit ihren beiden Töchtern in dem selbstorganisierten Camp PIKPA Aufnahme fand? Wie hat sie vor einem Jahr die Räumung des Camps durch die Polizei erlebt? Und danach die drei Monate im Camp Karatepe? Im Gespräch mit Ute Gniewoß spricht Fatima offen über ihre Ängste und Freuden.

Text: Ute Gniewoß

Blick auf das niedergebrannte Camp Moria. (Foto: Lesvos Solidarity)
Blick auf das niedergebrannte Camp Moria. (Foto: Lesvos Solidarity)

Seit über vier Jahren lebt die junge Afghanin Fatima jetzt auf der griechischen Insel Lesbos. Unsicher und zurückhaltend sitzt sie mir in unserem Gespräch gegenüber. Sie ist alleinstehende Mutter; ihre beiden Töchter sind sieben und zweieinhalb Jahre alt. Über den Vater der Kinder spricht sie nicht, aber ich ahne, dass sie Schlimmes hinter sich hat. Fatima ist konzentriert und überlegt sich ihre Antworten auf meine Fragen genau. Sie wird von der Organisation Lesvos Solidarity betreut, die sie seit sieben Monaten in einer sicheren Wohnung in der Altstadt der Insel untergebracht hat und begleiten wird, bis sie eine Zukunftsperspektive hat.

Angst als ständiger Begleiter

„Moria war einfach furchtbar“ sagt sie. „Nicht nur gab es kein Wasser, keine Duschen, keine Toiletten, oft keine Elektrizität, schlechtes Essen, sondern vor allem gab es viel Gewalt. Meine ältere Tochter hat Kämpfe erlebt, Messer gesehen. Sie hatte Alpträume und viel Angst. Wirklich sicher haben wir uns eigentlich nur in Pikpa gefühlt. Dort hatten wir verlässliche Ansprechpartner, ganz tolle Leute. Und wir hatten gute Nachbarn. Jetzt wohnen wir auch sicher, aber wenn ich in der Stadt unterwegs bin, weiß ich nie was passiert. Es gab schon Männer, die sich mir gegenüber übergriffig und unangenehm verhalten haben. Das macht mir Angst.“ „Angst“ ist das Wort, das ich in unserem Gespräch sehr häufig höre. Und so antwortet sie auf die Frage, was sie für sich und die Kinder ersehnt: „Ich möchte mich einfach sicher fühlen und ohne Angst und Stress leben können.“ Und was könnte hier besser sein für euch? „Ich möchte entspannt durch die Straßen gehen können und ich möchte meinen Kindern etwas kaufen können. Sie sehen viel und wollen viel und ich kann ihnen eigentlich keinen Wunsch erfüllen, weil ich kein Geld habe.“ Hat sie einen Rat für Menschen in ihrer Situation? Sie überlegt einen Moment und sagt dann: „Bleib stark und geduldig, geh mit deinen Problemen um und kämpfe für dein Leben.“

Kinder aus Pikpa am Weg zur Schule. (Foto: Knut Bry)
Kinder aus Pikpa am Weg zur Schule. (Foto: Knut Bry)
Fatimas Kinder können wieder lachen

Gibt es hier auch glückliche Momente für euch? frage ich sie. Da strahlt sie plötzlich und antwortet: „Meine Töchter gehen jetzt regelmäßig in die Schule und in den Kindergarten. Sie sind fröhlich, haben erste Freundschaften und können gut schlafen. Und wenn ich sehe, wie glücklich und lachend sie spielen können, dann bin ich auch glücklich.“

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Autor: Kindernothilfe e.V.

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