Brasilien: Aktionen gegen sexuelle Gewalt gegen Kinder

Demonstrationszug der Schüler 2017 [alle Fotos in diesem Beitrag: © Gláucia Bruce, Coletivo Mulher Vida]
Demonstrationszug der Schüler 2017 [alle Fotos in diesem Beitrag: © Gláucia Bruce, Coletivo Mulher Vida]
Am 18. Mai begeht Brasilien den Nationalfeiertag zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs und der Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen. Unser Partner Cendhec in Recife ist wie immer engagiert dabei. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt der Aktionen auf einem Schutznetzwerk, das sich gegen sexuelle Gewalt an Kindern in Pernambuco engagiert und die Opfer betreut.

Schutznetzwerk gegen sexuelle Gewalt

Die Kampagne 2018 steht unter dem Motto: „Beweg dich! Kinder brauchen ein Schutznetzwerk“. Gleich mehrere Aktionen prangern die hohe Zahl von Gewaltdelikten an Kindern an und verlangen fachkundige Hilfe für die Opfer. Den Anfang machte am 10. Mai eine ganztägige Kulturveranstaltung für Jugendliche im Stadtteil Santo Amaro. Am 18. Mai fordern Aktivisten bei einer Demonstration Maßnahmen, die die sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche verhindern. Den Schlusspunkt der Aktionen bildet der Workshop „Beweg dich! Kinder brauchen ein Schutznetzwerk“. Um möglichst viele Leute zum Mitmachen zu bewegen, gibt es gleich zwei Termine: am 23. Mai in Recife und am 29. Mai in Caruaru.

Das Schutznetzwerk will eine starke Allianz zwischen dem Staat, den Kommunen und der Rechtsprechung schmieden. Es soll sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Pernambuco wirksam verhindern und die Betreuung der Opfer verbessern. In den vergangenen beiden Jahren hat das Netzwerk immer wieder darauf hingewiesen, dass die Hilfsdienste unter schweren Arbeitsbedingungen leiden.

Workshop „Beweg dich! Kinder brauchen ein Schutznetzwerk“ 2017.
Workshop „Beweg dich! Kinder brauchen ein Schutznetzwerk“ (2017) gegen sexuelle Gewalt
Staatliche Hilfen in Brasilien sind lückenhaft

Zu den Hilfsangeboten gehören z. B. die Programme der Sozialbehörde CREAS. Ihr Aufgabengebiet umfasst u. a die Versorgung minderjähriger Missbrauchs- und Gewaltopfer. Dieselbe Behörde ist mittlerweile aber auch für andere Bereiche zuständig. Daher kann sie nicht mehr auf alle Fälle  angemessen reagieren.

Auch bei den psychologische Hilfsangeboten für minderjährige Opfer muss sich dringend etwas ändern. Die Mädchen und Jungen haben ein Anrecht auf staatliche Gesundheitsleistungen. Doch diese Betreuung wird oft gar nicht angeboten. Die Stadt Recife ist eines der wenigen Beispiele im Land, die diesen Dienst zur Verfügung stellt. Allerdings besteht das Team in der Polyklinik Lessa de Andrade in Madalena nur aus drei Fachleuten. Für die Nachfrage einer Stadt wie Recife ist das aber bei Weitem nicht ausreichend.

Akuter Mangel an Fachkräften

Minderjährige Opfer sexueller Gewalt brauchen eine besondere psychologische Betreuung. Betroffene mit Behinderungen benötigen qualifizierte Fachkräfte, die die Gebärdensprache beherrschen. In Brasilien herrscht jedoch großer Mangel an solchen Fachleuten.

Gleichzeitig hat die Polizei ihre Spezialeinsatzkräfte reduziert. Im Distrikt Madalena Recife wurde eine Polizeistation mit einem Schwerpunkt auf Delikten gegen Kinder und Jugendliche komplett geschlossen. Andere Polizeiteams wurden verkleinert. Im ganzen Land gibt es nicht genug Polizeibeamte, die speziell für den Umgang mit minderjährigen Vergewaltigungsopfern geschult sind.

Hinzu kommt, dass die Notrufnummer „Wähl 100 für Menschenrechte“ – das wichtigste Instrument zur Meldung von Menschenrechtsverletzungen im Land – in Bezug auf sexuelle Gewalt gegen Minderjährige nicht gut funktioniert. Für 2017 gab das Ministerium für Menschenrechte einen Anstieg solcher Gewaltdelikte um zehn Prozent bekannt. Die Mehrzahl der Anzeigen betrifft vernachlässigte Kinder zwischen vier und sieben Jahren. In mehr als 20.000 Fällen ging es um Vergewaltigungen, jedoch ist in den meisten Fällen nichts über den Ausgang der Anzeige bekannt.

Die Aktivisten vom vergangenen Jahr
Die Aktivisten vom vergangenen Jahr
Die Lage der Kinder in Pernambuco

Auch Pernambuco verzeichnet einen Anstieg sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Allerdings gibt es keine qualifizierten Statistiken und keine aussagekräftige Datenbank, weil die Mittel dafür fehlen oder gekürzt werden. Die lückenlose Datenerhebung ist aber Voraussetzung, um geeignete Maßnahmen zur Vermeidung von Kindesmissbrauch zu ergreifen und die Opfer angemessen zu betreuen.

Die Kampagne „Beweg dich! Kinder brauchen ein Schutznetzwerk“ rückt den Kinderschutz in den Fokus. Mit ihren Aktionen appellieren die Aktivisten an die Behörden und die Öffentlichkeit, Kinder und Jugendliche besser vor Gewalt zu schützen und ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen. Einzig dadurch kann den vielen Mädchen und Jungen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind, angemessener Beistand geleistet werden.

Schlagwörter: , , ,

Autor: Kindernothilfe e.V.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert