In der Nacht vom 19. auf den 20. Januar ereignete sich im Norden Chiles ein mittelschweres Erdbeben. Unsere Projekte sind nicht betroffen. Jürgen Schübelin, unser Head of Latin America & Caribbean Department, befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Hauptstadt Santiago de Chile. Hier ist sein Bericht.
Text: Jürgen Schübelin
Samstagnacht gegen 22:30 Uhr ereignete sich ein mittelschweres Erdbeben in der Region von Coquimbo, 460 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago. Das Beben erreichte 6,7 auf der Richterskala, und es war in ganz Chile sowie den Nachbarländern deutlich zu spüren.
Infrastruktur teilweise schwer beschädigt
Bis jetzt berichtet der chilenische Katastrophenschutz von zwei Todesopfern und mehreren Verletzten. In der am stärksten betroffenen Kommune Tongoy, einem beliebten und stark frequentierten Ferienort an der Pazifikküste, sowie den beiden großen Städten La Serena und Coquimbo fielen der Strom und teilweise auch die Trinkwasserversorgung aus. Die chilenische Katastrophenschutzbehörde ONEMI ordnete zunächst wegen einer möglichen Tsunami-Gefahr an, den Küstenstreifen zu evakuieren. Aber noch in der Nacht konnte diese Anordnung wieder zurückgenommen werden.
Die Regionalregierung von Coquimbo meldet erhebliche materielle Schäden an zahlreichen Gebäuden – unter anderem auch an der historischen Bausubstanz im Stadtkern von La Serena. Die Straßenverbindungen in mehrere Orte im Hinterland, aber auch die Nord-Süd-Achse „Panmericana“, sind durch herabstürzendes Geröll und Steinschlag blockiert.
Bevölkerung in Chile reagiert besonnen
Das seismologische Institut der Universidad de Chile registrierte in der Zwischenzeit bereits über 60 – teilweise erneut relativ starke – Nachbeben. Deshalb verbrachten viele Menschen in der Region die Nacht im Freien. Trotz des Stromausfalls und der relativ langen Dauer des Bebens reagierten die Menschen überwiegend besonnen. Die vorübergehende Evakuierung des Küstenstreifens bei La Serena geschah – trotz der vielen Feriengäste vor Ort (hier ist Sommerferienzeit und touristische Hauptsaison) – weitgehend ohne Panik.
Projektpartner der Kindernothilfe sind von dem Erdbeben nicht betroffen. Sowohl die Hauptstadt Santiago als auch Concepción im Süden Chiles verzeichnen diesmal keine Schäden. Chile gehört zu den weltweit am stärksten erdbebengefährdeten Ländern. Das letzte schwere Beben ereignete sich am 27. Februar 2010 in der Maule-Region im Süden Chiles. Es erreichte eine Magnitude von 8,8 auf der Richterskala, damals verloren 521 Menschen ihr Leben.