Malaria – die verborgene Pandemie

Malaria, laut Weltgesundheitsorganisation eine der ältesten und tödlichsten Krankheiten der Welt, gefährdet besonders Kleinkinder: Mehr als zwei Drittel der Todesopfer sind Kinder unter 5 Jahren! Aber es gibt Fortschritte: Nach über einer Million Malariatoten im Jahr 2000 ist die Opferzahl im letzten Jahr auf 408.000 zurückgegangen. Umgekehrt heißt das: Gezielte Behandlungen, flankiert von der Verteilung vorbeugender Moskitonetze, haben seit 2004 etwa 7,6 Millionen tödliche Infektionen verhindert. Außerdem stehen immer neue Länder auf der Liste der malariafreien Gebiete. Trotzdem sind wir noch weit vom UN-Ziel #zeromalaria bis 2030 entfernt.

Von Frank Mischo und Marie Beyse

Der größte Fortschritt

600.000 Menschen sterben heute jährlich weniger an Malaria als vor 20 Jahren. Großen Anteil daran hat der systematische Aufbau nationaler Aktionspläne mit lokalen Gesundheitsstationen zur Diagnose und Behandlung der gefährlichen Kankheit. Aber auch vorbeugende Maßnahmen spielen eine wichtige Rolle. Die Trockenlegung malariaverseuchter Feuchtgebiete gehört ebenso dazu wie Aufklärungskampagnen zum Schutz von Kleinkindern vor Infektionen.

Besondere Bedeutung kommt außerdem dem massenhaften Einsatz von insektizid-behandelten Moskitonetzen zu. Allein zwischen 2004 und 2020 hat der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids zwei Milliarden Netze verteilt. Dadurch sind 1,5 Milliarden Menschen gar nicht erst erkrankt.

Ein Junge in ruanda sitzt auf seinem Bett. Von der Decke hängt ein Moskitonetz.
Mit Insektiziden eingesprühte Moskitonetze sind ein wichtiges Vorsorgemittel im weltweiten Kampf gegen Malaria.
Die wichtigsten Meilensteine im Kampf gegen Malaria

Im Jahr 2000 gehört Malaria zu den tödlichsten Pandemien weltweit. Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind daran, so die schreckliche Bilanz. Zwei Jahre später beschließen die Vereinten Nationen den Aufbau des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria. Mit den Mitteln dieses Fonds beginnt 2004 die breit angelegte Aufklärung zum Schutz vor Malaria, die systematische Einrichtung eines Netzwerks von Diagnose- und Behandlungszentren und ein Programm zur Verteilung von vorbehandelten, Insekten abweisenden Moskitonetzen.

Um die Weltöffentlichkeit auf die tödliche Seuche aufmerksam zu machen, führen die Vereinten Nationen am 25. April 2007 den jährlichen Welt-Malaria-Tag ein. Seitdem gibt es auch das Amt des UN-Sonderbeauftragten zur Bekämpfung von Malaria. Die ersten Erfolge der globalen Gesundheitskampagne lassen nicht lange auf sich warten. 2010 können bereits drei Viertel der Malariafälle weltweit diagnostiziert werden – nach nur fünf Prozent zehn Jahre zuvor. Seit 2013 setzt die WHO erfolgreich auf Artemisinin-haltige Präparate für die Akutbehandlung der Malaria. Die Wirksamkeit dieses natürlichen Pflanzenstoffes verdankt die Welt der chinesischen Wissenschaftlerin Tu Youyou – 2015 erhält sie dafür den Nobelpreis für Medizin.

Im selben Jahr verabschieden die 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen die Agenda 2030 mit dem ambitionierten Ziel, den drei tödlichen Krankheiten Tuberkulose, Malaria und Aids bis zum Jahr 2030 ein Ende zu setzen. Die auf dieser Grundlage für 2020 gefassten Zwischenziele – darunter eine Senkung der Opferzahlen um 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 2000 – werden allesamt erreicht oder sogar übertroffen.

Medikamentenausgabe in Kenia: Gesundheitspersonal versorgt wartende Menschen durch ein Fenster eines Gesundheitszentrum mit Prophylaxe-Mitteln gegen Malaria
Gesundheitspersonal in Kenia gibt Medikamente zur Malariavorsorge aus.
Die größten Herausforderungen 2020

Die Covid-19-Pandemie droht diese Fortschritte zunichte zu machen. Die Diagnose und Behandlung von Malaria in Ländern mit geschwächten Gesundheitssystemen ist unterbrochen, weil nicht genug Geld vorhanden ist. Allein in diesem Jahr fehlen 2,6 Milliarden US-Dollar für die Malaria-Bekämpfung. Deshalb müssen die Geberländer Malaria wieder ganz oben auf die Agenda setzen, etwa auf dem Weltgesundheitsgipfel am 21. Mai in Rom und beim G20-Treffen ebendort Ende Oktober.

Dringender Bedarf herrscht zum Beispiel an der Erforschung und kostengünstigen Bereitstellung neuer Behandlungsmöglichkeiten. Der Grund: Die Erreger sind zunehmend resistent gegen die aktuellen Malaria-Wirkstoffe. Hier hinkt die Pharmaindustrie hinterher, weil Malaria vor allem Menschen in einkommensschwachen Ländern betrifft. Dringend benötigte Forschungsmittel fließen stattdessen in Krankheiten, die kaufkräftigere Patienten betreffen und daher höhere Profite versprechen.

Der Kampf gegen Malaria ist aber genauso eine globale Aufgabe wie die gemeinsamen Anstrengungen gegen die Covid-19-Pandemie. Deshalb fordern wir, dass Investitionen zur Malaria-Bekämpfung nicht zugunsten von Corona-Maßnahmen gekürzt, sondern im Gegenteil erhöht werden. Das gilt ausdrücklich auch für den Ausbau des Gesundheitspersonals.  Sonst wird die Weltgemeinschaft an dem gemeinsam beschlossenen Ziel – #zeromalaria bis 2030 – krachend scheitern.

Schlagwörter: ,

Autor: Kindernothilfe e.V.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert