Nepal: Der Weg zurück in den Alltag

Mädchen auf dem Weg zur Schule - Foto: Christian Nusch
Mädchen auf dem Weg zur Schule – Foto: Christian Nusch

Mit einer Stärke von 7,8 bebte die Erde am 25. April 2015 in Nepal. Mehr als 8.700 Menschen verloren ihr Leben bei der verheerenden Katastrophe, es gab mehr als 22.000 Verletzte. Das ohnehin schon arme Land Nepal befand sich in einem schier ausweglosen Notzustand. Drei Jahre sind keine lange Zeit, um die Schäden eines so gravierenden Erdbebens zu beheben. Doch die Kindernothilfe-Partnerorganisation AMURT konnte den Prozess des Wiederaufbaus beschleunigen.

 

Die Goukhureshowr Grundschule: vor der Renovierung  und danach – Fotos: AMURT

Nepal aus der Krise helfen: Das Projekt

Die Mitarbeitenden von AMURT hatten zwei zentrale Ziele: Die Hilfe sollte in erster Instanz dazu dienen, den Wiederaufbau der Schulen zu beschleunigen und gleichzeitig Projekte für die Schüler zu realisieren. Die Kinder sollten so schnell wie möglich wieder in den Alltag zurückfinden; zudem sollten sie einen Ort haben, an dem sie ihr Schicksal für wenigstens ein paar Stunden täglich vergessen zu konnten. Als zweites sollte die soziale und wirtschaftliche Situation der Frauen in der Region gestärkt werden. Insgesamt lief das Projekt über zweieinhalb Jahre. Die ersten Renovierungsarbeiten und Programme starteten im Oktober 2015. Diesen März wurden sie abgeschlossen.

Verteilung des Mittagessens - Foto: AMURT
Verteilung des Mittagessens – Foto: AMURT
Was sich für die Schüler geändert hat

Nach einem Erdbeben steht neben der Versorgung der Verletzten der Wiederaufbau an erster Stelle. Damit sich die Eltern dem so schnell wie möglich widmen konnten, sorgte AMURT mithilfe von Spenden für das Wohl der Kinder in den Schulen. Ein halbes Jahr lang belieferten sie die Schulen mit Mittagessen. Viele Familien, deren Häuser durch das gravierende Erdbeben großen Schaden genommen hatten, verspürten bereits dadurch eine große Erleichterung. Die Eltern der Schüler mussten den Kindern nicht mehr länger das Essen zubereiten und konnten deshalb schon früher anfangen zu arbeiten.

Nicht nur die Familien haben ihre Häuser renoviert, sondern auch der Wiederaufbau der Schulen stand auf der Tagesordnung. AMURT konnte im Laufe des Projektes insgesamt 31 Klassenzimmer in zehn verschiedenen Schulen renovieren. In fünf Schulen hat unser Partner Bibliotheken eingerichtet und die Lehrer geschult, wie sie diese übersichtlich ordnen können. Zudem wurden viele Sanitäranlagen renoviert oder neu errichtet.

Die Schüler überlegen sich ein neues Projekt - Foto: AMURT
Die Schüler überlegen sich ein neues Projekt – Foto: AMURT
Der erste Schritt zurück in einen normalen Alltag

Neben den Renovierungsarbeiten realisierte AMURT an verschiedenen Schulen Projekte für die Schüler. Das Ziel war es, den Kindern ihre Rechte näherzubringen und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Bei einem Theaterkurs konnten die Kinder ihre Kreativität frei ausleben. An diversen Schulen dachten sich die Mädchen und Jungen auch eigene Projekte aus und setzten sie um. Beispielsweise mit dem Seminar zum Thema „kinderfreundliches Regieren“ konnten sich die Kinder Gehör verschaffen.

Der Kindernothilfe-Partner erreichte insgesamt 1.180 Mädchen und Jungen. Die Sanierungsarbeiten und spannenden Projekte stießen auch bei den Schulleitern in Nepal auf große Begeisterung: Sie berichteten, dass die Schüler bereits wenige Wochen nach dem Erdbeben wieder in die Schule kamen. Der erste Schritt zurück zu Normalität und Alltag in Nepal.

Der Nähkurs war sehr erfolgreich - Foto: AMURT
Der Nähkurs war sehr erfolgreich – Foto: AMURT
Bestärkung der Frau – so konnte AMURT helfen

In Nepal ist häusliche Gewalt leider noch immer an der Tagesordnung. In mehreren Dörfern und Städten haben sich deswegen Frauengruppen gebildet. Diese motivieren und unterstützen sich gegenseitig dabei, sich gegen ihre gewalttätigen Ehemänner zu wehren. Bei regelmäßigen Treffen reden sie über ihre Probleme. Für viele dieser Frauengruppen wurden Schulungen organisiert. Eine Gruppe von 46 Frauen bekam in Attarpur eine Schulung zum Thema Erziehung.

Eines der erfolgreichsten Projekte war ein sechsmonatiger Nähkurs. Daran durften insgesamt 62 Frauen teilnehmen. Das Nähen von Kleidung und Taschen ist für die Frauen essenziell, denn es stellt eine zweite Einkommensmöglichkeit dar. Von den Teilnehmerinnen wurden 15 ausgesucht, die sich besonders geschickt angestellt haben. Sie durften an einem weiteren 160-stündigen Nähkurs teilnehmen. Heute arbeiten sie hauptberuflich als Schneiderinnen und verdienen ihren Lebensunterhalt in einem Zentrum für Schneiderei.

Die Frauen bauten auch neue Gemüsesorten an - Foto: AMURT
Die Frauen waren stolz auf ihr Gemüse – Foto: AMURT
Statt Kartoffeln gab es jetzt auch Gemüse

Am meisten konnten sich die Frauen für ein Projekt rund um die Gartenarbeit begeistern. Außerhalb der Saison in Nepal Gemüse anzubauen, war für sie meist sehr schwierig. In der Regel pflanzten sie nur Kartoffeln an. AMURT zeigte ihnen Tipps und Tricks, wie sie ihr Gemüse auch außerhalb der Saison anbauen können. Sie lernten, mit welchen Mitteln man am besten düngt und wie Samen schnell wachsen. Nach dem Crash-Kurs stand den Frauen ihre Experimentierfreudigkeit förmlich ins Gesicht geschrieben: Neben Kartoffeln bauen sie heute auch Zwiebeln, Koriander, Gurke, Brokkoli und Spinat an.

Die Frauen waren völlig begeistert von ihrem neuen Gemüse und kamen – angetrieben durch ihren Erfolg – auf eine interessante Idee: Eine Gruppe von 21 Frauen hat sich in Attarpur zusammengetan, um das selbst gezüchtete Gemüse zu verkaufen. Damit es in großen Mengen verkauft werden konnte, bauten sie ein Zentrum als Sammelplatz. Von dort aus verkaufen sie ihr frisches Gemüse nun über Mittelsmänner. So konnten sich die betroffenen Familien mithilfe der Kindernothilfe-Partnerorganisation ihren Weg in Richtung Normalität bahnen.

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Autor: Kindernothilfe e.V.

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