Sauberes Trinkwasser: für Milliarden Menschen unzugänglich

2010 haben die Vereinten Nationen den Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen als Menschenrecht anerkannt. Dennoch bleibt einem Drittel der Weltbevölkerung dieses Grundrecht nach wie vor verwehrt. Und damit auch ihr Recht auf Gesundheit.

Text: Katharina Huber, IPS, Fotos: Kindernothilfe

Die Zahlen sind schockierend: nach aktuellen Schätzungen haben rund 2,2 Milliarden Menschen nach wie vor keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. 4,2 Milliarden leben ohne grundlegende sanitäre Einrichtungen. Davon hat rund die Hälfte keine eigene, anständige Toilette und zwei Drittel keine Möglichkeit, die Hände zu waschen. Und das inmitten einer weltweiten Pandemie. In einer hochtechnisierten Welt ist dies eine schwer vorstellbare Realität – mit weitreichenden Folgen nicht nur für die Betroffenen.

Wasser ist Leben, Nachhaltigkeit und Empowerment

Jedes Lebenwesen und jedes Ökosystem auf unserem Planeten ist auf Wasser angewiesen. Auch unser gesamtes Wirtschafts- und landwirtschaftliches System, genauso wie unsere ganze Versorgungsstruktur ist von Wasserressourcen abhängig.

In vielen benachteiligten Regionen gibt es keine gesicherte Trinkwasserversorgung. (© Kindernothilfe)
In vielen benachteiligten Regionen gibt es keine gesicherte Trinkwasserversorgung. (© Kindernothilfe)

Sichere Trinkwassersysteme und angemessene sanitäre Einrichtungen sind unerlässlich, um ein nachhaltiges Wachstum von Städten und Gemeinden zu gewährleisten. Denn ohne die Befriedigung dieser Grundbedürfnisse wird unsere Fähigkeit, Bildung, Gesundheitsfürsorge, Arbeitsplätze und Lebensgrundlagen zu schaffen, leiden.

Weltweit ist es akzeptierter Usus, dass Frauen und Mädchen jeden Tag durchschnittlich sechs Kilometer laufen, um Wasser zu holen. Dadurch spielen sie eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung, dem Management und dem Schutz von Wasser. Doch genau diese Aufgabe bedeutet für viele von ihnen ein Hindernis für den Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung oder Arbeit. Dadurch werden ihre Zukunftsperspektiven und Entwicklungschancen stark eingeschränkt.

Wasserversorgung ist in vielen armen Ländern Frauensachen. (© KNH Partner)
Wasserversorgung ist in vielen armen Ländern Frauensachen. (© KNH Partner)

Es gibt unzählige Beispiele, wo der Mangel an Wasser oder sanitärer Versorgung Auswirkungen auf Menschen auf der ganzen Welt hat. Aber das offensichtlichste und aktuellste ist das akute Corona-Virus.
Milliarden von Menschen sind der Covid-19 Pandemie ausgeliefert, ohne dass sie grundlegende Handwaschmöglichkeiten haben. Genaus wie unzählige Gesundheitsdienstleister in einigen der am wenigsten entwickelten Länder, denen schlicht fließendes Wasser fehlt. Diese Tatsache ist in einer Zeit, die von Überfluss und Innovationen geprägt ist, schwer nachvollziehbar. Mehr noch, diese globale Ungleichheit kann und muss zum Handeln anspornen.

Wasser für nachhaltige Entwicklung

Das Erreichen und die Gewährleistung von „Wasser und sanitärer Versorgung für alle“ (SDG 6) wäre ein Gewinn für alle Beteiligten. Wasser ist ein Menschenrecht und ein Wirtschaftsgut. Aber auch ein SDG-Beschleuniger, der den Fortschritt bei jedem anderen Nachhaltigen Entwicklungsziel erleichtert. Daher müssen sich die globalen Bemühungen an einem nachhaltigen und integrierten Wassermanagement ausrichten.

Wasser zum Händewaschen ist keine Selbstverständlichkeit. (© Kindernothilfe-Partner)
Wasser zum Händewaschen ist keine Selbstverständlichkeit. (© Kindernothilfe-Partner)

Es bedarf greifbarer, konkreter Maßnahmen für Menschen auf der ganzen Welt. Dazu zählen die finanzielle Unterstützung von Aktivitäten im Bereich der Wasser- und Sanitärversorgung und der verstärkte Aufbau von entsprechenden Kapazitäten. Dabei sind Länder in besonderen Situationen zu berücksichtigen und zu priorisieren, insbesondere LDCs, LLDCs und SIDS. Außerdem muss alles unternommen werden, um diejenigen zu unterstützen, die die Hauptlast des Wassermangels tragen: Frauen und Mädchen.

Nationale Regierungen allein können die 2030-Agenda nicht erreichen. Im Gegenteil, für die Umsetzung der SDGs ist das starke Engagement aller Stakeholder erforderlich. Daher ist es wichtig, Akteuren aus verschiedenen Sektoren – von der Zivilgesellschaft über die Wissenschaft bis hin zum Privatsektor – miteinzubeziehen. Genauso stellen junge Menschen und Grassroot-Organisationen aufgrund ihrer Unmittelbarkeit, Flexibiltät und Agilität wertvolle und relevante Treiber dar. Gerade weil es in diesem Prozess auch darum geht, neue Technologien und Ansätze zur Stärkung wasserbezogener Ziele und Aktivitäten einzuführen.

Wasser ist nicht nur Flüssigkeit in einer Flasche … seine An- oder Abwesenheit bedeutet so viel mehr. Es geht um Würde. Um Möglichkeiten. Um unsere Gesundheit und unsere Fähigkeit zu überleben. Und es geht um Gleichheit. (Volkan Bozkir)

Weltwassertag 2021: „Wertschätzung von Wasser“

1993 hat die UNESCO den 22. März zum Weltwassertag erklärt, um auf die Bedeutung von Wasser als zentrale Lebensgrundlage aufmerksam zu machen. Die Covid-19-Pandemie hat die für uns alle schonunglos verdeutlicht. Diejenigen von uns, die einen Wasserhahn haben, waschen sich fleißig die Hände mit Wasser und Seife. Gleichzeitig kämpfen 2,5 Milliarden damit, überhaupt Zugang zur täglichen Grundmenge zu haben.

 

* Am 18. März hielt Volkan Bozkir, Präsident der 75. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen, eine Rede zur Umsetzung der wasserbezogenen Ziele und Vorgaben der 2030-Agenda.

 

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Autor: Kindernothilfe e.V.

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