Bildung für indigene Bevölkerungsgruppen in Peru

Die Coronapandemie traf die Welt wie eine Bombe: Sie veränderte plötzlich unsere Lebenswirklichkeit, zerstörte vieles und ließ die Staaten ratlos, wie mit der Krise umzugehen sei. Zusätzlich legte sie schon bestehende Probleme offen oder verschlimmerte gar. Was die Bildung betrifft, haben Kinder weltweit unter der Umstellung auf digitalen Unterricht leiden müssen. Wie geht es da Bevölkerungsschichten, die nicht digital aufwachsen – zum Beispiel Menschen aus indigenen Bevölkerungsgruppen?

Text: Maya Gadomski, Fotos: Kindernothilfe-Partner

Heute, am Tag der indigenen Bevölkerung, machen die Vereinten Nationen wie jeden 9. August auf Gemeinschaften aufmerksam, deren Identität stark von kulturellen Traditionen geprägt wird. Rund 370 Millionen Menschen weltweit zählen schätzungsweise zu indigenen Bevölkerungsgruppen. Sie alle sind sehr unterschiedlich und haben eine weitreichende Geschichte wie auch eine vielfältige Kultur. Was sie aber alle verbindet, ist, dass sie in ihren Heimatländern vielen Formen von Unterdrückung und Diskriminierung ausgesetzt sind: Ihre Lebensgrundlage – etwa die Regenwälder – wird zerstört, ihre Rechte beschinitten, ihre Sprachen fehlen in den Lehrplänen.  Das Fortbestehen ihrer Kultur ist damit bedroht. In ihrem Kampf für ihre Rechte unterstützt die UN sie dabei.

Projekt Rimanasqa für das Quechua-Volk in Apurimac
Bildung für indigene Bevölkerungsgruppen
Ohne Internet: Wie geht es indigenen Bevölkerungsgruppen während der Pandemie?

Auch die Kindernothilfe setzt sich für die Rechte der indigenen Gruppe ein. Ein Beispiel dafür ist das Projekt „Rimanasqa“, das seit Januar in Peru läuft. In der Region Apurimac gehört ein Großteil der Bevölkerung der Quechua-Gruppe an. Das ist eine vielschichtige indigene Bevölkerungsgruppe, die in Südamerika verbreitet ist – besonders in Peru. Wichtigstes Kulturmerkmal ist die gleichnamige Sprache Quechua als Muttersprache. Das ist wiederum die am weitesten verbreitete indigene Sprache des amerikanischen Kontinents und war einst auch die Sprache der Inka. Sie ist nach Spanisch und Portugiesisch die meist gesprochene Sprache in Südamerika. An der Sprache haftet aber auch eine lange Geschichte der Unterdrückung. Nicht alle Quechua-Sprecher:innen sind deswegen stolz auf ihre Sprache, denn sie wird mit Armut und Rückständigkeit verbunden. Viele indigene Gemeinden sind arm und haben kaum Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung.

Keine guten Voraussetzungen für digitalen Unterricht

In den Gemeinden der Hochanden ist das der Fall. Die Stadt Andahuaylas in der Region Apurimac hat eine schlechte und teure Internetversorgung und auch das Fernsehsignal ist nicht kostenlos und für alle erhältlich. Das macht den Unterricht in der Coronapandemie für indigene Kinder schwierig: Die Schulen bieten nur noch Fernunterricht. In manchen Bezirken werden Arbeitsblätter zum Lernen ausgehändigt, andere Bezirke lassen die Kinder den Unterricht übers Radio oder Handy verfolgen. Arme Haushalte können sich die Mittel wie technische Geräte oder Internet nicht leisten.

Nicht alle Menschen können sich technische Geräte wie Handys leisten.

Ebenso fehlt die Kommunikation mit den Lehrer:innen. Viele Schülerinnen und Schüler sind mit dem Lernmaterial überfordert und brauchen ausführlichere Erklärungen sowie den Austausch mit Gleichaltrigen. Digitale Kommunikationsplattformen könnten bei diesem Problem helfen, aber die meisten Familien haben, wenn überhaupt, nur ein Handy pro Familie – oft in unzureichender Qualität. Außerdem wissen die Eltern nicht genug über die Möglichkeiten von Handys, da sie es nur für Anrufe benutzen. Sie können ihren Kindern nicht zeigen, wie sie die Kommunikationsplattformen nutzen können. Viele Familien sind wegen des schlechten Lernfortschritts verzweifelt und lassen ihre Kinder den Unterricht aufgeben und die Schule abbrechen.

 

Handys und digitale Kompetenz für indigene Familien

Mit dem Projekt „Rimanasqa“ soll das geändert werden. 568 Kinder und Jugendliche, ihre Eltern, Lehrkräfte und die Gemeindeverantwortlichen in Andahuaylas unterstützt das Projekt, damit sie qualitativ hochwertigen Unterricht erhalten können. Besonders die indigenen Kinder sind oft von Armut betroffen. Ihre Eltern arbeiten meist in der Landwirtschaft und haben selbst keine Bildung genossen. Für ihre Kinder ist ein guter Unterricht besonders wichtig, um aus dem Teufelskreis der Armut auszubrechen. Mitarbeitende des Projekts haben die Gemeinden mit der technischen Ausstattung versorgt, d.h. mit Handys, einer stabilen und kostenlosen Internetverbindung und einem kostenlosem Fernsehsignal. So soll jedem Kind der Unterricht ermöglicht werden.

Bildung in Peru
Das Projekt „Rimanasqa“ ermöglicht Bildung für Kinder in Peru.

Die digitalen Kommunikationsplattformen ermöglichen auch eine Interaktion zwischen Lehrerkräften und ihren Schülerinnen und Schülern. Kinder und auch ihre Eltern bekommen Schulungen für einen bewussten Umgang mit digitalen Medien, auch über die Gefahren im Netz. Die Kinder profitieren somit von einer höheren Qualität des Unterrichts. Eltern können ihre Kinder beim digitalen Unterricht betreuen und verhindern, dass sie die Schule abbrechen. Durch das Wissen haben sie zusätzlich auch den Vorteil, dass sie ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse nun besser vermarkten können. Dadurch ist für die indigenen Gemeinden in Andahuaylas eine nachhaltige und qualitative Bildung gewährleistet.

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Autor: Kindernothilfe e.V.

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