Der Stadtteil Grande Mucuripe in Fortaleza an der Nordostküste Brasiliens ist als besonders gewalttätig bekannt. Viele dieser Verbrechen treffen Kinder und Jugendliche in den Armenvierteln. Das Projekt „Mucuripe da Paz: Frieden in Mucuripe“ unseres lokalen Partners Terre des hommes Brasil (TDH) schult die Betroffenen zum Thema Kinderrechte und vermittelt eine Kultur des gewaltfreien Miteinanders. Wie? Zum Beispiel in einem Medien-Workshop mit dem Ziel, eine eigene Zeitschrift gegen Gewalt zu produzieren.
Text: Jürgen Schübelin
Zeichnungen, Collagen, poetische Texte, Fotos, Erzählungen: Die jungen Redakteure des Fanzine (das Wort steht eigentlich für Fan-Magazin) greifen auf die unterschiedlichsten Mittel zurück, um ihre bisherigen Erfahrungen mit gewaltfreier Kommunikation an die Öffentlichkeit zu tragen. In den zwei Tagen des Workshops haben sie gelernt, was ein Fanzine ist und wie sie die Zeitschrift gemeinsam auf die Beine stellen.
„Frieden ist nicht schwarz-weiß“
Eine der Redakteurinnen ist die 13-Jährige Yasmim Nascimento. Ihr war es besonders wichtig, gemeinsam mit den anderen etwas Neues auszuprobieren. Dabei wollte sie zeigen, wie sie sich das Zusammenleben in ihrem Viertel vorstellt. „Frieden ist nicht schwarz-weiß, deshalb haben wir viele Farben benutzt, um ein Bild von ihm zu zeichnen, wie bei einem Regenbogen.“ Für sie ist Gewalt eine Spirale, die immer mehr Gewalt verursacht. „Es gibt viele Menschen hier, die nicht wissen, wie ein gewaltfreies Miteinander funktioniert. Durch die Geschichten in unserem Magazin helfen wir ihnen zu verstehen, dass es auf jeden Einzelnen ankommt.“
Breno Caetano, 22, gefielen vor allem die Diskussionen mit anderen Jugendlichen. „Im Workshop haben wir gelernt, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen, um Verständnis und Achtung für den anderen aufzubringen.“ Neben dem Dialog vereint auch die Kunst die Menschen, davon ist er überzeugt. „Das Magazin war eine gute Übung, um die Probleme im Alltag anzugehen. Diese Möglichkeit sollten auch andere Jugendliche bekommen.“
„Der Dialog ohne Gewalt ist eine Kunst, die wir erlernen müssen“
Die Idee, gewaltfreie Kommunikation in den Mittelpunkt des Workshops zu stellen, hat mit einem Mangel zu tun, sagt die Pädagogin und Workshop-Moderatorin Fernanda Meireles: „Die meisten von uns haben nicht gelernt, in Konflikten zu vermitteln, Emotionen klar zu erkennen, Vorurteile beiseite zu lassen und so tatsächlich Probleme zu lösen.“
Für Fernanda besteht die größte Herausforderung darin, dass die Jugendlichen, die schon Gewalt erlebt haben, diese Erfahrungen aktiv einbringen. „Am Beginn des Workshops war das für einige von ihnen sehr schwer und sogar unangenehm. Wir haben ihnen gesagt, dass Erinnerungen Teil von uns sind und dass es hilfreich ist, sie zu teilen. Sie sind überwindbar und verwandeln sich. Auch die Beziehungen zwischen Menschen verändern sich, und der Dialog, das Gespräch, ist eine Kunst, die wir erlernen müssen.“